Gott in Menschlicher Form
Leben und Werk von
Avatar Meher Baba
Text
Gott in menschlicher Form. Leben und Werk von Avatar Meher Baba
Text von Peter Nordeen
10. Juli 2003
(Übersetzung ins Deutsche 6.3.2005)
Alle 700 bis 1400 Jahre kommt Gott zu uns, um als Mensch unter Menschen geboren zu werden. Avatar Meher Baba hat verkündet, „Ich bin der Uralte, der als der Dagewesene verehrt und erinnert, als der Gegenwärtige ignoriert und vergessen und der als der Zukünftige inbrünstig und sehnsüchtig erwartet wird.“
In den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts durchstreifte ein junger spiritueller Sucher namens Sheriar Mundegar auf der Suche nach Gott Gebiete im heutigen Iran, Afghanistan, Pakistan und Indien. Inspiriert durch das Beispiel des großen persischen Dichters und perfekten Meisters Shams U-din Hafiz entschloss er sich nach jahrelangen Mühen der strengen Askese, 40 Tage und Nächte in einem Kreis zu sitzen, ohne Essen, Trinken oder Schlaf. Nach 30 Tagen war er völlig erschöpft und musste den Kreis verlassen. Er wankte zu einem nahe gelegenen Fluss, wo er das Bewusstsein verlor. Es weckte ihn eine Stimme, die zu ihm sprach, „das, was du ersehnst, wirst du nur durch deinen Sohn erhalten.“ Dies war rätselhaft für einen Mann, der nicht vorhatte eine Familie zu gründen, doch wenig später sah er sich mit der Tochter der Freundin seiner Schwester verlobt. Sheriar heiratete Shirin 1892 gemäß den alten zoroastrischen religiösen Gebräuchen, denen ihre Familien folgten.
Ihr Sohn Merwan wurde am 25. Februar 1894 als zweites von sieben Kindern im jüdischen Sassoon Krankenhaus in Puna, in Indien geboren. Er hatte eine normale, aber nicht durchschnittliche Kindheit. Er war gut in der Schule, ohne viel dafür tun zu müssen, was ihm entgegenkam, da er Spiele und Sport lieber mochte. Merwan besuchte ein christliches Gymnasium, wo er zweiter Kapitän des Cricket Teams war. Von Natur aus eine Führerpersönlichkeit gründete er einen sozialen Verein für Jungen aller Religionen und Kasten, der auf hohes moralisches Betragen Wert legte. Während seines ersten Jahres auf dem College begann sich sein Leben grundlegend zu verändern.
Als er eines Tages mit dem Fahrrad nach Hause fuhr, winkte ihn eine alte moslemische Frau, die unter einem Neem Baum saß, zu sich heran. Ihr Name war Hazrat Babajan und man sagte, sie sei über 120 Jahre alt. Sie umarmte Merwan und erweckte in ihm ein tiefes Erkennen der spirituellen Wahrheit. Sieben Monate lang verbrachte er die meiste Zeit mit Babajan. Eines Tages im Januar 1914 nahm sie sein Gesicht in ihre Hände und sprach, „Merwan, du bist mein geliebter Sohn, der die Welt aufrütteln und der der Menschheit unermesslich viel Gutes bringen wird.“ Sie küsste ihn auf die Stirn, worauf er sofort jegliches Bewusstein von der Welt verlor. Irgendwie fand er zu seiner Dachkammer zurück, wo er neun Monate in einem trance-ähnlichen Zustand ohne Essen oder Schlaf lag. Sheriar erkannte die große spirituelle Bedeutung im Zustand seines Sohnes, Shirin hingegen hatte hohe weltliche Erwartungen an ihren Lieblingssohn und war äußerst besorgt. Keines der Medikamente der besten Ärzte in Puna hatte einen Einfluss auf seinen Zustand.
Nur wenige Leute wussten, dass Hazrat Babajan einer der fünf perfekten Meister war, die zu jederzeit auf der Erde sind. Ihr Kuss zerriss den Schleier und offenbarte Merwan seinen wahren Zustand des Gottbewusstseins. Die fünf perfekten Meister stehen an der Spitze einer spirituellen Hierarchie von Heiligen und fortgeschrittenen Seelen und kontrollieren das spirituelle Schicksal ihrer Zeit. Über diesen Bewusstseinszustand sagte Baba, „das Glück der Gottverwirklichung ist das Ziel aller Schöpfung. Das wahre Glück, das durch Gottverwirklichung erlangt wird, lohnt jegliches physische und mentale Leiden im Universum. Das Glück der Gottverwirklichung ist andauernd, ewig neu und nie versagend, grenzenlos und unbeschreiblich; und für dieses Glück ist das ganze Universum entstanden.“
Nach und nach kam Merwan aus seinem benommenen Zustand heraus und begann, wieder Zeit mit Babajan zu verbringen. Eines Abends sagte sie zu ihm, „jetzt musst du zu Sai gehen, mein Sohn und den Schlüssel von ihm holen.“ Also reiste Merwan mit einem Jugendfreund nach Shirdi, um einen der anderen perfekten Meister zu treffen.
Als Merwan sich vor dem großen Meister von Shirdi zu Boden warf, verkündete Sai Baba mit lauter Stimme, „ Parvadigar, ho!“
„Du bist der Erhalter des Universums!“ Merwan erhielt dann innerlich die Anweisung zum nahegelegenen Khandoba Tempel zu gehen, um den Hindu Sadguru Upasni Maharaj zu treffen. Als Merwan sich näherte, schleuderte Maharaj einen Stein, der ihn auf der Stirn genau dort traf, wo Hazrat Babajan ihn geküsst hatte. Durch die Wucht dieser Begegnung mit dem perfekten Meister erhielt Merwan viel von seinem weltlichen Bewusstsein zurück. Merwan verbrachte in den nächsten sieben Jahren viel Zeit mit Upasni Maharaj, bis er wieder vollständiges Bewusstsein der Schöpfung erlangte, während er unendliches Gottesbewusstsein behielt. Eines Tages im Jahre 1922 sagte Maharaj einigen seiner eigenen Schüler, dass Merwan jetzt perfekt sei, der lebende Gott und dass sie zu ihm halten sollten, selbst wenn sich die ganze Welt gegen ihn wenden würde.
Meher Baba erklärte, Babajan habe ihm die unendliche Glückseligkeit gegeben, Sai Baba die unendliche Macht und Upasni Maharaj das unendliche Wissen der Gottverwirklichung, aber er benutze sein unendliches Wissen nur zur Vollbringung seines Werkes und er erhalte sich durch seinen göttlichen Sinn für Humor und manchmal durch seine unendliche Glückseligkeit.
Eine Gruppe von Jüngern begann sich um Merwan zu sammeln und während dieser Zeit begann einer von ihnen, ihn Meher Baba zu nennen, was ‚Barmherziger Vater’ bedeutet. Mit dieser Kerngruppe von Jüngern wanderte Baba nach Bombay und begann ein hartes Training an einem Ort, den sie Manzil-e-Meem nannten, das Haus des Meisters. Eines Tages, als sie über ihre Mission sprachen, sagte Baba ihnen, ihr Motto werde „Meisterschaft im Dienen“ sein.
Als Meher Baba sich im Mai 1923 zum Besuch einer Hochzeit in der Stadt Ahmednagar aufhielt, wanderte er mit ein paar seiner Jünger zu einem Ort ungefähr 5 Meilen von der Stadt entfernt. Baba hielt an und setzte sich unter einen Neem Baum in der Nähe eines Brunnens und wies auf die einfache, friedliche Atmosphäre hin. Hieraus sollte Meherabad entstehen, der Hauptort von Babas Lebenswerk und die zukünftige Stätte seines Grabmals.
Zwischen zeitweiligen Aufenthalten in Meherabad reiste Meher Baba mit einigen Jüngern durch Indien und zum ersten Mal in den Iran, während er seine gelegentlichen Fastenperioden fortsetzte. In dieser Zeit begann er auch, über mehrere Tage hinweg Schweigen zu bewahren. Nach seiner Rückkehr nach Meherabad unternahm Baba eine ganze Reihe von Aktivitäten, einschließlich der Errichtung von Hospitälern und einer Schule. Die Zahl seiner Anhänger, die unwiderstehlich von der Atmosphäre seiner unvergleichlichen Liebe und Schönheit angezogen wurden, wuchs.
Im Juni 1925 sagte Meher Baba seinen Jüngern, dass er bald für eine längere Dauer schweigen würde, bis sein Werk vollendet sei. Sie sorgten sich, dass sie seine schöne melodische Stimme und seine Darlegungen vermissen würden und ein Jünger fragte, „ aber Meister, wer wird uns lehren?“ Baba antwortete, „ich bin nicht gekommen, um zu lehren, sondern um zu erwecken.“ Meher Baba begann sein langes Schweigen am 10. Juli 1925. Er verständigte sich ein Jahr lang durch Schreiben und danach begann er, eine Buchstabiertafel zu benutzen. Währen dieser Zeit begann Baba, sein geheimes Buch in Meherabad zu schreiben, von dem er sagte, es enthalte viele spirituelle Punkte, die der Menschheit noch nie offenbart wurden.
Im Mai 1927 wurde Meher Ashram, ein kostenloses Internat in Meherabad, für Jungen aller Kasten und Glaubensrichtungen errichtet. Neben einer anspruchsvollen allgemeinen Erziehung wurden auch verschiedene religiöse Texte und mystische Dichtung gelehrt. Bald waren viele der Jungen sehr tief inspiriert und sie meditierten täglich. Am Ende des Jahres 1927 begann Baba ein fünfeinhalb monatiges Fasten, währenddessen er nur eine Tasse Kaffee pro Tag trank und sich im oberen Meherabad in den Raum zurückzog, der später sein Grabmal werden sollte. Einige der Ashram Jungen wurden immer mehr von der Atmosphäre seiner Göttlichkeit ergriffen und weinten zeitweise unkontrollierbar. Nur seine physische Gegenwart konnte sie beruhigen. Während dieser Monate hob Baba das Bewusstsein einiger dieser Jungen auf eine Ebene, wo sie Baba als Gott überall und in allem sahen. Diese Gruppe von Jungen, die eine größere Affinität zum inneren Leben entwickelt hatten, wurden als Prem Ashram Jungen bekannt. Diese Phase dauerte bis Anfang 1929, als Baba zur Bestürzung einiger Jungen plötzlich alle Aktivitäten in Meherabad zum Stillstand brachte. Er erklärte, dass diese äußeren Formen des Dienstes wie Schulen und Hospitäler nur Gerüste für sein inneres Werk seien. Wenn dieses bestimmte innere Werk vollendet sei, sei das Gerüst nicht mehr länger nötig.
Meher Baba begann erneut in Indien und im Iran umherzureisen, um seine Anhänger aufzusuchen, die als Liebende, als lovers, bezeichnet wurden. Diese waren schon immer unterschiedlicher Herkunft und kamen aus allen Religionen, Kasten und Glaubens- richtungen. Er sagte einmal, „obwohl ich alle Religionen anerkenne, kann ich jedoch zu keiner von ihnen gehören. Meine eigene persönliche Religion ist die, der Uralte, der Unendliche zu sein und die Religion, die ich allen lehre, ist die Liebe zu Gott.“
Obwohl viele seiner engsten Jünger Mitglieder der zoroastrischen Gemeinschaft waren, betrachteten ihn einige der mehr orthodoxen Mitglieder bestenfalls als gesellschaftliches Ärgernis und denunzierten ihn öffentlich. Doch sein ganzes Leben lang wendete sich Meher Baba nie gegen Opposition und erklärte, dass jene, die so unerbittlich gegen ihn waren, eine wichtige Rolle spielten und das Feuer seines Lebenswerkes nähren würden.
Im September 1931 reiste Meher Baba zum ersten Mal nach Europa und Amerika. Mahatma Ghandi war an Bord des Schiffes und war daran interessiert, Baba zu treffen. Nachdem sie sich in Babas Kabine eine Weile unterhalten hatten, erlaubte er Ghandi, ein paar Seiten seines geheimen Buches zu lesen, worauf Ghandi ihn dazu drängte, sein Schweigen zu brechen. Baba erwiderte „bald“.
Vo (Soundtrack Londoner Film von 1932) „Shri Meher Baba ist mit einer Botschaft in den Westen gekommen. Er vermittelt die Botschaft nicht durch Sprechen, sondern allein durch seine Gegenwart. ‚ Das Ziel meiner Reise in den Westen besteht nicht in der Absicht, einen neuen Glauben oder spirituelle Gesellschaften oder Organisationen zu etablieren, sondern darin, die Menschen zu lehren, den wahren Sinn von Religion zu verstehen. Ich sehe das Gefüge aller großen Religionen wanken. Der Westen neigt mehr zur materiellen Seite der Dinge, was seit unerdenklichen Zeiten Seuchen, Kriege und Finanzkrisen mit sich gebracht hat. Ich beabsichtige, alle Religionen und Kulte wie Perlen auf einer Schnur zusammen zu bringen und sie für individuelle und gemeinschaftliche Bedürfnisse neu zu beleben. Dies ist meine Mission für den Westen.’ “
St: „Es ist nicht praktisch, das Materielle auf Kosten des Spirituellen über zu betonen. Es ist nicht praktisch, spirituelle Ideale zu haben, ohne sie praktisch umzusetzen, sondern das Ideal im täglichen Leben zu verwirklichen und dem lebendigen Geist eine schöne und angemessene Form zu geben.“
St: „Q: Was ist Ihre Mission?
A: Den Menschen zu helfen, in jeder Phase des Lebens die Wahrheit zu erkennen und Brüderlichkeit zu einer erfahrbaren Tatsache zu machen.
Q: Warum sind Sie gerade nach Amerika gekommen?
A: Weil es in Amerika größere Energie als anderswo gibt, aber die meiste dieser Energie ist fehlgeleitet. Ich beabsichtige, sie in geeignete kreative und spirituelle Kanäle zu leiten.
Q: Was wird geschehen, wenn Sie Ihr Schweigen brechen?
A: Jene, zu denen ich spreche, werden augenblicklich von der Wahrheit überzeugt sein.“
Die nächsten sechs Jahre reiste Meher Baba noch neunmal um die Welt und in den Westen, um seine Kabel, wie er es nannte, zu legen. Zu dieser Zeit war es für ihn äußerst wichtig, seine ihm nahe stehenden Jünger aufzusuchen, die aufgrund vergangener Leben tief mit ihm verbunden waren. Doch viele waren durch die Begegnung mit ihm wie verzaubert, einschließlich der Leute in der Filmindustrie. Er erinnerte sie an ihre Möglichkeiten und Verantwortlichkeit, der Welt eine Unterhaltung zu geben, die reine Liebe, selbstloses Dienen und Wahrheit im Alltagsleben zum Ausdruck bringe. Als er einmal gefragt wurde, ob er jemals verliebt gewesen sei, erwiderte er, „Oh ja, ich bin seit ewigen Zeiten in die Menschheit verliebt.“
Eines Tages im Juli 1934 zog sich Baba auf einen Berg in der Schweiz zurück, um sich auf den inneren Ebenen mit der spirituellen Hierarchie zu besprechen. Nach dieser Zusammenkunft sagte er, „ich habe einen Kreis um dieses Land gezogen, damit es nicht in den kommenden Krieg hineingezogen wird.“ Seit den zwanziger Jahren hatte er auf einen zweiten größeren Weltkrieg verwiesen, der, wie er sagte, notwendig sei, bevor eine neue Menschheit geboren werden könne.
Zwischen diesen Reisen kehrte Baba nach Indien zurück und fastete oft in Zurückgezogenheit oder war mit seinen engsten Jüngern zusammen. Meher Babas Jünger praktizierten eine strenge moralische Lebensweise. Einige der Frauen
lebten zurückgezogen während dieser Jahre. Die wichtigste all seiner Jünger war Mehera. Jahrelang befolgte sie freudig Babas Anordnungen und sie berührte weder einen Mann noch sprach sie mit ihm, noch sah oder hörte sie einen Mann. Baba sagte, dass Mehera die reinste Seele im Universum sei. „Mehera liebt mich so, wie man mich lieben sollte.“ Meher Babas eigenes Leben war ein Leben natürlicher Enthaltsamkeit. „Für mich existiert das Geschlechtliche nicht, weil ich mich in jedem erfahre.“
Bevor er ein 40-tägiges Fasten beendete, gab Baba 1937 auf seiner Geburtstagsfeier über zehn tausend Menschen Darshan, indem er sich vor ihnen verbeugte und ihnen Stoffbündel gab, die mit Getreide gefüllt waren. Er erklärte, dass damit die materiellen Bedingungen der Welt angehoben würden, so dass die Menschheit besser auf den spirituellen Schub, den er geben müsse, vorbereitet sei.
Obwohl Meher Baba normalerweise lieber inkognito reiste, begehrten viele Tausende sein Darshan, einige aus Neugier, viele um des Segens und ein paar um der Liebe willen. Baba sagte diesen Massen wiederholt, dass er keine Wunder vollbringen würde und dass sie nicht in Erwartung von spirituellem oder materiellem Gewinn zu ihm kommen sollten. Er betonte, dass sie für wahre Liebe kommen sollten, da Er der Ozean der Liebe sei. Und obwohl sich im Leben von Leuten, die mit Baba Kontakt hatten, Wunder ereigneten, bestand Meher Baba darauf, dass dies nur aufgrund ihres Glaubens an ihn geschehe…“Ich vollbringe keine Wunder und werde keine vollbringen bis zum Zeitpunkt meiner Manifestation, wenn ich mein Schweigen breche und das ursprüngliche Wort aussprechen werde. Dann werde ich das eine Wunder vollbringen, dessen Größe und Herrlichkeit ihr euch nicht im mindesten vorstellen könnt und welches nicht nur jenen zugute kommen wird, die um mich herum sind, sondern der ganzen Welt, jedem einzelnen Wesen im Bewusstsein.“
Eine der wichtigsten Phasen in Meher Babas Leben war seine Arbeit mit den spirituell Fortgeschrittenen und Gott-Berauschten, die er ‚Masts’ nannte. Dies sind Personen, die das Bewusstsein der physischen Welt verloren haben, weil sie von den Erfahrungen der höheren Bewusstseinsebenen gefesselt sind. Sie lebten oft in schmutzigen Verhältnissen, welche für normale Menschen unerträglich wären. Baba begann in den späten dreißiger Jahren anstrengende Touren in Indien, um diese großen Liebenden Gottes an ihren eigenen Orten zu treffen und versammelte ein paar von ihnen in besonderen Mast Ashrams an verschiedenen Orten in Indien. Er arbeitete hart und viele Stunden, indem er sie persönlich fütterte, rasierte und badete und sogar ihre Latrinen reinigte. Über seine Beziehung zu den Masts sagte Meher Baba einfach, „Ich liebe sie und sie lieben mich. Ich arbeite wissentlich für sie und sie arbeiten wissentlich oder unwissentlich für mich.“ Obwohl man diese großen Seelen nie über Babas Identität aufklärte, erkannten sie Baba oft, wenn sie Ihn das erste Mal sahen und unwillkürlich priesen sie Ihn.
Als Baba Kontakt mit Azim Khan Baba von Muttra aufnahm, sagte dieser, „Du bist Allah; Du hast die Schöpfung hervorgebracht und einmal in tausend Jahren steigst Du herab, um das Spiel, das Du erschaffen hast, zu sehen.“ Nanga Baba von Jasgiran zeigte auf Baba und sagte, „ Er ist mein älterer Bruder. Er bringt die ganze Welt ins Reine und beschützt sie.“
Meher Babas Arbeit mit den Masts war fester Bestandteil seiner Mission und setzte sich über 20 Jahre lang fort. 1948 nach einer Mast Tour deutete Baba an, dass er bald ein persönliches Unheil zu erleiden habe.
Im Juni und Juli des Jahres 1949 beging Meher Baba eine weitere Periode des Fastens und der Zurückgezogenheit in Meherazad, seiner neuen Wohnstätte in der Nähe von Ahmednagar. Er lud seine Lover aus der ganzen Welt dazu ein, durch Schweigen und Fasten an seiner Arbeit teilzuhaben.
Im August kündete Baba die großen Lebensveränderungen an, auf die er seit einiger Zeit angespielt hatte. Er nannte sie das New Life (das Neue Leben). Ab dem 16. Oktober 1949 ließ er sein altes Leben der vielfältigen Aktivitäten hinter sich und begann mit ein paar Gefährten sein New Life vollständiger Entsagung und absoluter Hilflosigkeit. Er löste die Ashrams in Meherabad und Meherazad auf und zog mit einigen Gefährten durch Indien. Sie bettelten oft um ihr Essen. Er wendete sich von vielen Aspekten seiner Göttlichkeit ab und nahm in vollkommener Weise die Rolle des Suchers ein stellvertretend für die ganze Welt. In einer Botschaft, die an seine Lover in der ganzen Welt geschickt wurde, sagte Meher Baba, „Dieses New Life ist endlos und auch nach meinem physischen Ableben wird es durch jene am Leben erhalten, die ein Leben vollständiger Entsagung von Falschheit, Lügen, Hass, Zorn, Gier und Lust leben; und die, um dies zu vollbringen, keine lüsternen Handlungen vornehmen, niemandem Schaden zufügen, nicht verleumden, keine materiellen Besitztümer oder Macht anstreben, die keine Huldigung annehmen, weder nach Ehre trachten noch Schande meiden und niemanden und nichts fürchten und es wird durch jene am Leben erhalten, die sich einzig und allein auf Gott verlassen und die Gott rein um der Liebe willen lieben; die an die Lover Gottes und die Wirklichkeit der Manifestation glauben und dennoch keinen spirituellen oder materiellen Lohn erwarten; die nicht von der Hand der Wahrheit lassen und die angesichts von Unheil nicht die Fassung verlieren und tapfer und mit ganzem Herzen allen Schwierigkeiten mit hundert Prozent Heiterkeit begegnen und Kaste, Glauben und religiösen Zeremonien keine Bedeutung beimessen. Dieses New Life wird ewig durch sich selbst leben, selbst wenn es keinen gibt, der es lebt.“
Die Abschlussphase des New Life war das Manonash, - die Auslöschung des Gemüts. Dies begann am 16. Oktober 1951 und dauerte 4 Monate. Diese Periode war durch intensive Zurückgezogenheit und Fasten gekennzeichnet und fand ihren Höhepunkt in einem heiligen Dhuni Feuer in Meherazad. Im Dhuni wurde ein Stück Papier verbrannt, das Baba mit sich herumgetragen hatte und das besagte, „Alle Ansprüche, alle Rituale und Zeremonien aller Religionen der Welt werden hiermit von den Flammen vertilgt.“
Im Mai des Jahres 1952 besuchte Baba nach vielen Jahren wieder den Westen, besonders um das neue Meher Spiritual Center in Myrtle Beach, in South Carolina zu sehen, das von seinen Jüngern im Westen nach seinen Anweisungen errichtet worden war. Am 24. Mai, als Baba von der Ostküste zur Westküste Amerikas fuhr, war Babas Auto an einen Zusammenstoß im ländlichen Oklahoma beteiligt. Baba und drei seiner weiblichen Schüler wurden schwer verletzt. Baba und seine geliebte Mehera wurden aus dem Auto geschleudert und ihr Blut floss auf die feuchte Erde. Nach kurzer Zeit der Genesung in Amerika und Europa kehrte Baba und seine Gruppe nach Indien zurück.
Außer bei gelegentlichen kleinen Programmen in den 40er Jahren hatte Meher Baba aufgehört, Darshan zu geben und den Leuten zu erlauben, sich vor ihm zu verbeugen. Aber im letzten Abschnitt des Jahres 1952 begann eine einzigartige Phase, die Baba das Fiery Free Life nannte.
Er reiste in verschiedene Teile Indiens um Massen Darshan Programme abzuhalten und über eine Million Menschen hatten die Gelegenheit, mit ihm in Berührung zu kommen. Diesen Menschenansammlungen erklärte Baba, dass Empfänge für ihn oder sogar Botschaften von ihm nicht wichtig seien, sondern dass sie persönlich sein Darshan empfangen sollten, gewöhnlich Bananen oder Süßigkeiten. „Empfangt mein Prasad mit Liebe und esst es und lasst zu, dass die Saat meiner Liebe tief in euren Herzen gesät wird.“
Während seines Fiery Free Life erklärte Baba: „Die Rolle, die Gott für mich bestimmt hat, hat mehrere Phasen. Der gewöhnliche Zustand vor der Verwirklichung, der Zustand des alten Lebens der realisierten Göttlichkeit, der Zustand des New Life der vollkommenen Demut und der intensiven Suche nach Gott als Wahrheit durch das Erreichen von Manonash und das dreiteilige Free Life, sie sind alle durch Gottes Willen geschehen.
Im ersten Teil des freien Lebens dominierten die Bindungen die Freiheit. In diesem Teil fand das persönliche Unglück, das ich einige Jahre zuvor vorhergesagt hatte, in Form eines Autounfalls statt, während ich den amerikanischen Kontinent überquerte, was mir viel mentales und physisches Leiden verursachte. Es musste in Amerika geschehen. Es war notwendig. Gott hat es so bestimmt.
Im zweiten Teil dieses Free Life dominierte die Freiheit die Bindungen. Und im dritten Teil dieses Free Life werden Freiheit und Bindungen im Feuer der göttlichen Liebe verzehrt, was die eigentliche Grundlage der Illusion der Dualität und alles Zugehörige zerstört.
Ich befasse mich nicht damit, wie der Einzelne auf mich als Person reagiert. Diese Reaktionen sind so vielfältig wie die individuellen Temperamente. Im Fiery Free Life befasse ich mich allein mit der göttlichen Wahrheit meiner Verwirklichung, die ich mit jenen teilen möchte, die sie suchen: Ich bin in gleicher Weise für jeden erreichbar, für groß und klein, für Heilige, die aufsteigen und Sünder, die fallen, über die verschiedenen Wege, auf denen Gott ruft. Ich bin gleichermaßen erreichbar für den Heiligen, den ich verehre und den Sünder, für den ich da bin und in gleicher Weise durch Sufismus, Vedantismus, Christentum, Zoroastrismus und Buddhismus und andere ‚ismen’ und auch direkt ohne irgend ein Medium der ‚ismen’.
Seite an Seite mit anderen Aktivitäten des Fiery Free Life wird es stets ein konstantes Merkmal dieses Lebens geben, wohin es mich auch führt. Ich werde mich vor den Heiligen verneigen, die ich verehre, vor den Masts, die ich anbete und den Armen, denen ich von ganzem Herzen ergeben bin. Nichts macht mich glücklicher als die Möglichkeit, mich vor Gott in allen diesen Formen zu verneigen. Ich ziehe es vor, mich vor den Menschen zu verneigen, als dass sie sich vor mir verneigen. Gott in allem zu dienen und zu verehren liegt mir am meisten am Herzen.
Im Fiery Free Life werden alle Schwächen des Ego-Lebens vollständig verzehrt und das Ergebnis wird die Welt verstehen lassen, dass Meher Baba und jedermann eins mit Gott ist.“
1953 begann Baba weitere Punkte für ein Buch mit umfassenden Erläuterungen zum spirituellen Gefüge des Universums zu diktieren, das als God Speaks bekannt wurde.
Dieses Schaubild, gemalt von einer engen Jüngerin unter Babas Aufsicht und in God Speaks enthalten, stellt die Reise einzelner Seelen durch die Schöpfung, Evolution, Reinkarnation, Involution und Verwirklichung dar. Gott im Jenseits-des-Jenseits Zustands stellt Gott als reine Essenz dar, unendlich, ursprünglich und ewig, ohne Bewusstheit. Gott ist. Gott im Jenseits-Zustand stellt die Überseele dar, in der der Drang, sich selbst zu erkennen, aufwallte und Gott sich unendlicher Macht, Wissen und Glückseligkeit bewusst wurde sowie gleichzeitig der Illusion, die sich als Schöpfung manifestierte. Die ersten Formen, die die Seelen, die aus dem Schöpfungspunkt hervorgehen, annehmen, sind gasförmig. Mit der allmählichen Entwicklung des Bewusstseins nehmen die Seelen zahllose Formen an und erfahren immer mehr Eindrücke oder ‚Sanskaras’. Mit dem Erreichen des menschlichen Zustandes hat die Seele zwar vollständiges Bewusstsein erlangt, aber ist durch die Schwerfälligkeit vergangener Sanskaras behaftet und ist dazu gezwungen, unzählige Gegensätze über Millionen von Geburten und Tode zu erfahren, bis sie zur ‚Involution’ bereit ist. Während die aufsteigende Seele frei von Sanskaras wird, wird sie allmählich der höheren Bewusstseinsebenen gewahr, zuerst durch die Subtilwelt der Energien und dann durch die Mentalwelt der Gedanken und erhabensten Gefühle. Schließlich ist die Seele von den letzten bindenden Sanskaras befreit und wird bewusst eins mit Gott.
In dieser Zeit begann er auch, eine Reihe von Botschaften zu geben, die veröffentlicht wurden und die ausdrucksvoll die Umstände seiner göttlichen Mensch-Erfahrung darlegen. Über die Jahre offenbarte Meher Baba seinen Jüngern, dass er im Verlauf der Geschichte Mohammed, Jesus, Buddha, Krishna, Ram, Zoroaster und andere gewesen war. Die perfekten Meister, Heilige und Masts hatten alle seine Göttlichkeit bezeugt, aber viele seiner Anhänger betrachteten ihn als weiteren perfekten Meister, ein Mensch als Gott. An einem abgelegenen Ort im Distrikt Hamirpur in Nordindien erklärte Meher Baba am 10. Februar 1954 schließlich öffentlich, dass er tatsächlich der Avatar dieses Zeitalters sei, der in die Menschform herabgestiegene Gott, derjenige, der stets wieder kommt, um die einzigartige Verantwortung für die ganze Schöpfung zu tragen.
Im September des Jahres 1954 veranstaltete Meher Baba ein Treffen der Männer in Meherabad. Diese Sahavas oder ‚Gemeinschaft mit dem Meister’ wurde als die Drei Außerordentlichen Wochen bekannt. Neben der wertvollen persönlichen Zeit mit Baba wurden einige eindrucksvolle Botschaften vermittelt. Die Veranstaltung endete mit Babas Schluss Erklärung, wie er sie nannte, in der er einige schockierende Punkte bezüglich der Zerstörung unserer Welt, seiner Demütigung und dem Brechen seines Schweigens offenbarte. All dies führte zu einem Wechsel emotionaler Stimmung in der Gemeinschaft seiner Lover, die er für sein eigenes inneres Werk nutzte, bis er einige Wochen später eine Klarstellung hinzufügte.
Über die Jahre erkannten seine Lover, dass sie sich nicht an der Botschaft, sondern an dem Botschafter festhalten sollten. Entgegen seiner wiederholten Aussage, dass er sein Schweigen brechen werde, schien er immer wieder nur sein Wort zu brechen. Aber Meher Baba kümmerte sich nicht um die Reaktion der Welt und die ihm nahe stehenden nahmen die Demütigung durch öffentliches Missverstehen einfach hin. Sein Werk überstieg das intellektuelle Verstehen. Anstatt sein Schweigen zu brechen, intensivierte er sein Schweigen, indem er die Verwendung seiner Buchstabiertafel am 7. Oktober 1954 aufgab. Er entwickelte dann ein eigenes, einzigartiges System von Handgesten, das er dann zeitlebens verwendete.
Nach einem weiteren Sahavas Programm im Jahre 1955 und weiteren Perioden des Fastens und der Zurückgezogenheit reiste Meher Baba 1956 erneut nach Amerika und zum ersten Mal nach Australien. Für viele, die Gelegenheit zu einem persönlichen Kontakt hatten, wurde seine liebevolle Berührung oder sein Blick zur tiefgreifendsten Erfahrung ihres Lebens. „Ich arbeite durch euch und leide in jedem und für jeden von euch. Meine Glückseligkeit und mein unendlicher Sinn für Humor stützen mich in meinem Leiden. Die amüsanten Episoden, die auf Niemandes Kosten gehen, erleichtern meine Last. Denkt an mich, bleibt heiter in allen euren Heimsuchungen und ich werde bei euch sein und euch helfen.“
In Zurückgezogenheit im Juli 1956 gab Baba ein Rundschreiben heraus, in dem es unter anderem hieß: „wie schon früher erklärt, bin ich von allen Versprechen frei und nicht an Zeit und Raum gebunden. Obwohl sich alle Geschehnisse im Bereich der Illusion ereignen, steht mir und meinen Lovern eine große sogenannte Tragödie bevor. Diese kann sich an irgendeinem Tag in diesem oder im nächsten Jahr ereignen. Ich möchte, dass meine Lover versichert sind, dass meine Demütigung und Tragödie, obwohl notwendig, nur vorübergehende Phasen sind, die ein glorreiches Ende haben werden so wie es bestimmt ist.“
Am 2. Dezember 1956 hatte Baba einen weiteren Autounfall in der Nähe von Satara in Indien nach einer Zeit ungewöhnlich anstrengender Reisen mit einigen seiner Jünger. Einer seiner Jünger wurde getötet, während Baba und einige andere schwer verletzt wurden. Viele Jahre davor hatte Meher Baba gesagt, dass er sein Blut als Teil seiner Arbeit im Osten wie im Westen vergießen müsse. Aufgrund der schweren Verletzung an seiner rechten Hüfte sagten viele Ärzte, dass er nie wieder gehen könne. Doch durch Entschlossenheit und eine sehr schmerzhafte Physiotherapie konnte er tatsächlich wieder gehen, jedoch zeitlebens stark hinkend.
Nach einer weiteren Periode des Arbeitens in Zurückgezogenheit gab Meher Baba 1958 eine weitere Sahavas und reiste auch zum letzten Mal nach Amerika und Australien. Er gab dann seine, wie er sie nannte, Universelle Botschaft aus, in der es auszugsweise heißt, „Ich bin nicht gekommen, um zu lehren, sondern zu erwecken. Versteht daher, dass ich keine Regeln vorschreibe. Denn die Menschheit ist taub gegenüber den Grundsätzen und Geboten, die Gott in der Vergangenheit gegeben hat und in dieser gegenwärtigen avatarischen Form bewahre ich Schweigen. Ihr habt um Worte gebeten und habt genug Worte erhalten – jetzt ist es Zeit, sie zu leben. Ich verhülle mich vor der Menschheit mit ihrem eigenen Schleier der Unwissenheit und offenbare einigen meine Herrlichkeit. Wenn ich mein Schweigen breche, dann wird die Wirkung meiner Liebe universell sein und alles Leben in der Schöpfung wird davon wissen und sie fühlen und sie erhalten. Sie wird jedem einzelnen helfen, sich auf seine Weise aus seiner Knechtschaft zu befreien. Ich bin der göttliche Geliebte, der euch mehr liebt, als ihr euch jemals selbst lieben könnt. Das Brechen meines Schweigens wird euch zur Erkenntnis eures wahren Selbst zu verhelfen. Die ganzen Wirren und das Chaos in der Welt waren unvermeidlich und niemand ist daran schuld. Was geschehen musste, ist geschehen und was geschehen muss, wird geschehen. Es gab und gibt keinen anderen Ausweg als in eure Mitte zu kommen. Ich musste kommen und ich bin gekommen. Ich bin der Uralte.“
Während seines ganzen Lebens arbeitete Meher Baba mit Gruppen von Leuten, die in besonderer Weise heimgesucht waren wie Leprakranke, Arme, von schwerem Unglück heimgesuchte Menschen und Familien, die alles verloren hatten. Bezeichnend für seine Arbeit war, dass er seine Jünger eine Anzahl von Leuten einer bestimmten Gruppe finden ließ, dann einem nach dem anderen die Füße wusch, sich vor ihnen verbeugte und ihnen etwas gab, gewöhnlich in Form von Kleidung oder Geld. Meher Baba berührte Geld nur dann, wenn er es diesen Personen oder einem Mast gab. Meher Baba betonte, dass diese Arbeit nicht nur diesen Individuen zugute käme, sondern ganzen gesellschaftlichen Gruppen, die jene repräsentierten. Wenn er gefragt wurde, warum er diese Leute nicht heile, antwortete er, „wahre Heilung ist spirituelle Heilung, wodurch die von Begierden, Zweifeln und Halluzinationen befreite Seele sich der ewigen Glückseligkeit Gottes erfreut. Verfrühte physische Heilung kann die spirituelle Heilung verzögern. Wenn physisches und mentales Leiden bereitwillig ertragen wird, kann man der spirituellen Heilung würdig werden. Betrachtet mentales und physisches Leiden als Gottesgeschenke, die, wenn sie mit Würde angenommen werden, zu immerwährendem Glück führen.“
1959 gründete Meher Baba eine Stiftung für karikative Zwecke und um Meherabad nach seinem physischen Ableben zu erhalten. In diesem Jahr begann er, die Sommer Monate im Guruprasad Palast in Puna zu verbringen. Hier hatten seine ihm nahe stehenden Lover die Gelegenheit, sich seiner Gegenwart mit Musik, Späßen und Spielen zu erfreuen. Doch oft, wenn der Spaß seinen Höhepunkt erreichte, erinnerte Baba jeden daran, „vergesst nicht, ich bin Gott.“
Im November des Jahres 1962 hielt Baba das sogenannte East-West Gathering in Puna ab, ein Treffen für seine Lover aus der ganzen Welt. Seine Gesundheit war aufgrund der Unfälle und seiner intensiven Arbeit in der Zurückgezogenheit stark beeinträchtigt. Er sagte dazu, „manchmal bin ich so müde, dass ich mich am liebsten für 700 Jahre schlafen legen würde, aber ich muss der Welt mein WORT geben. Das Herz der Welt muss die Wirkung meines Wortes spüren.“ Seine ihm nahe stehenden Jünger versuchten, ihn von weiteren Anstrengungen abzubringen, aber er blieb heiter und sammelte seine Energie vor den Massenzusammenkünften seiner Lover, die wie gewohnt seine strahlende Göttlichkeit erlebten.
Als Meher Baba seine Zurückgezogenheit in den 60er Jahren verstärkte, wurde ein wachsendes Interesse an Spiritualität in der westlichen Welt geweckt. Zur gleichen Zeit wurde das Experimentieren mit halluzinogenen Drogen populär und man dachte, dass man sie als leichten Zugang zu tieferen Wahrnehmungen nutzen könne. Aber den wenigen jungen Amerikanern, die Mitte der 60er Jahre die Gelegenheit hatten, Baba zu treffen, machte Baba klar, dass diese Drogenerfahrungen nichts als eine Illusion in der Illusion seien. Er forderte sie auf, in den Westen zurückzukehren und der Jugend seine Botschaft wissen zu lassen, dass all diese Drogen schädlich seien: physisch, mental und spirituell.
Zwischen seinen Sommermonaten in Guruprasad setzte Baba oft seine Arbeit in der Zurückgezogenheit und im Fasten in Meherazad fort. Im Mai 1965 gab er sein letztes größeres öffentliches Darshan in Puna. Meher Baba sagte, „glaubt, dass ich der Uralte bin. Zweifelt keinen Augenblick daran. Es ist nicht möglich, dass ich irgendein anderer bin. Ich bin nicht dieser Körper, den ihr seht. Er ist nur ein Mantel, den ich anlege, wenn ich zu euch komme. Ich bin Unendliches Bewusstsein. Ich sitze bei euch, spiele und lache mit euch, aber gleichzeitig arbeite ich auf allen Ebenen des Seins.“
Trotz seiner gebrechlichen Gesundheit zeigte Baba weiterhin eine natürliche frohe Lebensweise im Kreise der engen Gefährten und Familien und gewöhnlich erfreute er sich sonntags an Musikprogrammen. Er erinnerte die wenigen Personen, die damals Gelegenheit hatten, ihn zu treffen, „ich habe nur eine Botschaft zu geben und die wiederhole ich Zeitalter für Zeitalter für jedermann: LIEBT GOTT.“
1967 wiederholte er, „der Sinn des Lebens ist Gott zu lieben…das Ziel des Lebens ist eins mit Gott zu werden. Um dies zu erreichen, müsst ihr der Welt entsagen. Ich meine damit nicht, dass ihr euer Heim und eure Familie verlassen sollt. Was notwendig ist, ist, dem Gemüt zu entsagen, ist Losgelöstsein. Wenn ich mein Schweigen breche, wird dies allen helfen, diesem Ziel entgegenzugehen. Seit Jahren habe ich versprochen, dass ich mein Schweigen brechen werde, aber jetzt sage ich, dass es sehr bald soweit ist.“
Bis jetzt hatte er die meiste Zeit seines Lebens Schweigen bewahrt und oft in Zeiten intensiver externer und interner Aktivität gefastet. Warum? Meher Baba erklärte wiederholt, dass er für sich selbst nichts mehr zu gewinnen habe, aber als Avatar erfahre er sich in jedem und allem und als jeder und alles. Um seine Arbeit zu erfüllen, leidet er bewusst für jeden und alles. Sein Schweigen und andere Askese und Anstrengungen sind Werkzeuge für jene Arbeit in diesem Advent. Meher Baba sagte, „Ich bin gekommen, um das Werk zu tun, das nur ich tun kann. Maya – die Kraft der Illusion – kann mein Werk nicht aufhalten. Mein Werk ist wichtiger als mein Sein.“
Obwohl sich seine Gesundheit weiterhin verschlechterte, begann er die längste Phase der Zurückgezogenheit in seinem Leben und er zog sich dabei mehr und mehr sogar von vielen seiner ihm nahe stehenden Jünger zurück. Am 31. Juli 1968 erklärte Baba, dass sein Werk zu seiner hundertprozentigen Zufriedenheit vollendet sei. Dennoch führte er seine universelle Arbeit in seinem Zimmer in Meherazad fort. Oft war er in Schweiß gebadet. Er hämmerte mit seinen Fäusten auf seine Oberschenkel, um die Verbindung zur physischen Welt aufrechtzuerhalten. Während eines Treffens im Oktober zur Besprechung des kommenden Darshan Programmes für April und Mai 1969 bemerkte einer seiner langjährigen Jünger, „Baba, jetzt ist es genug. Warum schließt du den Laden nicht?“ Darauf erwiderte Baba, „aber ich bin doch gerade erst dabei, den Laden aufzumachen! Bald werde ich jeden Tag Darshan geben.“
Gemäß seiner letzten Erklärung wurde sein Körper während dieser Zeit von einer mysteriösen Krankheit befallen, die niemand heilen konnte. Sein Körper wurde durch Spasmen gemartert, die ihn von seinem Bett emporhoben. Er gab weitere Hinweise auf eine Zukunft ohne seine physische Gegenwart. Vom 11. Januar 1969 an ging er nicht mehr zur Mandali Hall in Meherazad, um mit seinen männlichen Jüngern zusammen zu sein.
Besorgnisse wegen seiner Gesundheit zerstreute Baba mit der Frage, „denkt ihr, dass jemand etwas dagegen haben könnte, wenn ich Darshan im Liegen gebe?“ Die meisten stimmten zu, dass dies akzeptabel sei. Die Spasmen steigerten sich bis zu einem Punkt, wo es schwierig wurde, seine Gesten zu verstehen, aber am 30. Januar während einer ärztlichen Untersuchung besserte sich sein Gesundheitszustand plötzlich. Er sagte dem Arzt, „meine Zeit ist gekommen.“ An jenem Abend erinnerte er wiederholt den ihm nahe stehenden Jünger, der ihm persönlich diente, „denk daran, ich bin nicht dieser Körper.“ Am 31. Januar um 12 Uhr mittags, nachdem er sich 3 Reimpaare seines Lieblingsdichters Hafiz hatte rezitieren lassen, legte Meher Baba seine physische Form ab. Sein Körper wurde zu seinem Grabmal nach Meherabad gebracht, wo er gemäß seines Wunsches 7 Tage lang im offenen Grab lag, so dass seine Lover aus der ganzen Welt kommen und seine Form ein letztes Mal sehen konnten. Sein Körper zeigte keine Zeichen des Verfalls. Die Botschaft, dass Avatar Meher Baba nun ewiglich in den Herzen seiner Lover leben würde, wurde um die ganze Welt geschickt.
Ein paar Tage bevor er seinen Körper ablegte, äußerte Meher Baba hörbar den Laut gegenüber zwei seiner Jünger. . und einem dritten gegenüber gab er am Abend des 30. Januar zwei Worte von sich. „Yadh rakh.“ „Denk daran“. Und er fügte mit Gesten hinzu, „ich bin nicht dieser Körper.“ Diese Ereignisse bestätigten jedoch nur ihre Überzeugung, dass Meher Babas Schweigen viel mehr war als ein rein physischer Akt. Sie fühlten, diese Ereignisse signalisierten nur den Anfang vom Brechen seines Schweigens.
Man betrachtet das Ablegen seines physischen Körpers als das letzte Opfer, mit dem sein universales Werk an dieses Zeitalter übergeben wurde. Meher Baba sagte, dass das Erleben der vollständigen Manifestation seines großen spirituellen Anstoßes für die Schöpfung ungefähr 100 Jahre ab dem Zeitpunkt seines physischen Ablebens dauere. Im April 1969 fand das Große Darshan wie geplant statt und gemäß seinen Worten gab Baba liegend Darshan und macht dies weiterhin jeden Tag. Eine Botschaft, die er vor Jahren gab, schien nie passender zu sein als jetzt: „Es gibt überhaupt keine Grund für irgendjemanden von euch, sich Sorgen zu machen. Baba war, Baba ist und Baba wird auch ewiglich sein. Abbruch von äußeren Beziehungen bedeutet nicht die Beendigung von inneren Verbindungen. Nur um die innere Verbindung zu etablieren, wurden die äußeren Kontakte bis jetzt aufrechterhalten. Es ist möglich, die innere Verbindung zu etablieren, indem man Babas Anordnungen folgt. Ich gebe euch allen meinen Segen, um diese inneren Verbindungen zu stärken.
Ich bin immer bei euch und ich bin nicht fern von euch. Ich war, bin und werde ewig bei euch bleiben und um diese Erkenntnis zu fördern, habe ich die äußeren Kontakte abgebrochen. Das wird alle Personen in die Lage versetzen, die Wahrheit zu erkennen, indem sie miteinander durch innere Bande verbunden sind.
Oh meine Lover, ich liebe euch alle! Nur aufgrund meiner Liebe zu meiner Schöpfung bin ich auf die Erde herabgekommen. Lasst nicht zu, dass eure Herzen zerbrechen durch meine Erklärung hinsichtlich des Ablegens meines Körpers. Im Gegenteil, nehmt freudig meinen göttlichen Willen an. Ihr könnt mir niemals entkommen. Auch wenn ihr versucht, mir zu entfliehen, ist es nicht möglich, mich loszuwerden. Daher habt Mut und seid tapfer.
Kommt zusammen um meinen Willen zu erfüllen, indem ihr zur Wahrheit, Liebe und Ehrlichkeit steht und würdig seid, an meiner Aufgabe teilzunehmen. Ich gebe euch allen meinen Segen für die Verbreitung meiner Botschaft der Liebe.“
„Wenn das Wort meiner Liebe aus seiner Stille hervorbricht und in euren Herzen spricht und euch sagt, wer ich wirklich bin, dann werdet ihr wissen, dass dies das wahre Wort ist, nach dem ihr euch immer gesehnt habt.“
God In Human Form